ARD Geheimnisvolle Orte:
Karlsbad

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Team:
Realisatorin: Galina Breitkreuz
Produktion: Charles E. Breitkreuz
Kamera: Jean Marc Schablin
Ton: Florian Zettel
Schnitt: Marcus Dippner
Zeitraffer: Mirco Tribanek
Produktionsjahr:
2020
Auftraggeber:
Das Erste/ rbb
Erstausstrahlung:
Das Erste
12.04.2021 23:20 Uhr
Inhalt:

Karlsbad – ein Ort in der Mitte Europas, an dem die ganze Welt genesen will. Ob Kaiser oder Könige, Reiche oder weniger Betuchte – das Versprechen Karlsbad geheilt oder wenigstens erholt zu verlassen, gehört noch heute zum positiven Grundrauschen dieses Böhmischen Kurortes.

Am Anfang ist es die heilende Kraft des Wassers, die diesen Ort besonders macht. Über die Jahrhunderte jedoch wird das Böhmischen Tal an der Tepla zu einer der interessantesten Bühnen der Gesellschaft. Wie in einem Brennglas wird hier die Geschichte Europas aufgeführt – Aufstieg und Fall der Habsburger, Gründung des Tschechoslovakischen Nationalstaates, Deutsche Annexion und Kommunistische Diktatur.

Pracht und Glanz dieses Ortes sind bis heute geblieben. Weniger offensichtlich die Narben darunter. Sie erzählen vom Trauma der Bewohner, von Vertreibung, Antisemitismus und Zwangsarbeit.

Die Familiengeschichte einer der wichtigsten Dynastien in Karlsbad ist ebenso prächtig wie tragisch – es ist die der Bechers. Über 500 Jahre prägen sie diese Stadt. Berühmt werden sie vor allem mit einem Kräuterlikör, dem Karlsbader Becherbitter. Das Geheimnis seiner Rezeptur garantiert über Generationen den Erfolg dieses Produktes. Im Frühjahr 1945 ist es Hedda Baier geborene Becher, die das Familienunternehmen führt. Ihre Tochter Charlotte ist damals ein Jahr alt, als die Mutter verzweifelt versucht, ihre Familie und das Unternehmen in Karlsbad zu retten. Wie das Geheimnis des Becherbitters zum Schlüssel des Überlebens der Familie wird und welche Spuren, die Bechers in Karlsbad hinterlassen haben, davon erzählt die Nachfahrin der Familie Becher – Charlotte Pauli.

Im 19.Jahrhundert sind es vor allem Jüdische Unternehmer, die das neue Antlitz Karlsbads prägen. Der jüdische Unternehmer Alfred Schwab baut das berühmte Hotel Imperial.

Ludwig Mosers Kristallglasfabrik wird zur Marke in Europa. Und neben einem Jüdischen Hospital entsteht 1877 die prächtige Synagoge in der Parkstraße. In der Nacht des 9.November 1938 wird sie zerstört.

10 Jahre später wird Pavel Rubin in Karlsbad geboren. Er ist heute Vorsitzender der jüdischen Gemeinde. Seine Mutter Eliska ist 1945 eine von 26 jüdischen Bewohnern, die nach Karlsbad zurückkehren. Vor dem 2. Weltkrieg gab es 2600 Mitglieder der Jüdischen Gemeinde.

Am besten verstehen, lernt man die Geschichte Karlsbads und deren Geheimnisse durch Milan Augustin. Er ist nicht nur Direktor des Karlsbader Kreisarchivs, sondern ein Navigator durch die Schichten und Verkapselungen dieses Ortes. Als 1968 der Einmarsch der Sowjetischen Truppen beginnt, ist er 8 Jahre alt. Mit seiner Mutter sucht er damals im Bahnhof Schutz.

Und noch etwas verbindet Glanz und Trauma an diesem außergewöhnlichen Ort – das Uranerz. Anfangs eine Erfolgsgeschichte beginnt sie 20 km von Karlsbad entfernt mit der Entdeckung der heilenden Wirkung von Radonkuren. Voraussetzungen sind die reichen Uranerzvorkommen in der Region. Mit dem Wettlauf um den Bau der Atombombe wird der Segen zum Fluch für Tausende Arbeitssklaven, die in die Minen gezwungen. Von ihren Baracken aus sehen sie die Lichter der Kurstadt.

Karlsbad – ein Ort, in den die Geschichte ihre Wunden geschlagen hat.

Vielleicht ist die eigentliche Quelle seiner Kraft die Fähigkeit sich selbst zu heilen. Das Rezept dafür – bleibt das Geheimnis dieses Kurortes.