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Morsleben

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Team:
Realisatorin: Galina Breitkreuz
Produktion: Charles E. Breitkreuz
Kamera: Dunja Engelbrecht
Ton: Clemens Böcking
Schnitt: Julia Meusel
Zeitraffer: Mirco Tribanek
Produktionsjahr:
2020
Auftraggeber:
MDR
Erstausstrahlung:
MDR
10.03.2020 21:00 Uhr
Inhalt:

Das kleine Dorf Morsleben liegt im Oberen Allertal. Eine Idylle in Sachsen-Anhalts Landkreis Börde. Und doch gibt es kaum einen Ort im Osten Deutschlands, dessen Image kontroverser sein könnte. Das liegt vor allem an dem Bergwerk, das sich seit mehr als 100 Jahren in Morsleben befindet. Erschlossen für den Kali- und Salzabbau blieb später vieles, was sich unter Tage tat, der Öffentlichkeit verborgen – die Lagerung von Munition lange bevor die meisten Deutschen ahnten, dass einen 2. Weltkrieg geben würde. Als er dann schon fast zu Ende war, begann dort die Produktion geheimer Waffen. Dass es Zwangsarbeiter waren, Häftlinge des in der Nähe erbauten Konzentrationslagers, darüber begann erst Jahrzehnte später eine Auseinandersetzung.

Mit dem Bau der Mauer wurde Morsleben, das kleine Dorf an der innerdeutschen Grenze zur Enklave. Als sogenanntes Sperrgebiet, war es nur für die Bewohner oder mit einer offiziellen Genehmigung zugänglich. Was genau sich zu jener Zeit dort tat, wofür das Bergwerk in der DDR genutzt wurde, davon wussten Wenige.

Das änderte sich schlagartig als mit der Wende plötzlich bekannt wurde, im Bergwerk lagern schwach- und mittelradioaktive Abfälle. Protestaktionen gegen das Endlager begannen. Nach und nach erfährt die Öffentlichkeit, dass mit der Einlagerung bereits in den 1970-er Jahren begonnen wurde und dass in einem Teil des Bergwerks die einzige Hühnermastanlage der DDR unter Tage in Betrieb war.  Ab 1987 kamen 20.000 Fässer mit giftigen chemischen Abfällen in das Bergwerk nach Morsleben.

Während in der DDR für die gesamte Anlage höchste Geheimhaltung galt, wurde auf internationalem Parkett hingegen sowohl die Nutzung der Kernenergie als auch die Lagerung der Abfälle, die nicht zurück in die damalige Sowjetunion gingen, präsentiert. So war es am Ende kein Zufall, dass zwar kaum ein DDR Bürger wusste, was in Morsleben vor sich ging, 1984 jedoch der Schwedische Diplomat Hans Blix als damaliger Direktor der Internationalen Atomenergie-Organisation im Endlager Morsleben empfangen wurde.

Aller Proteste zum Trotz wurde das Endlager für radioaktive Abfälle in Morsleben nach der Wende zum gesamtdeutschen Projekt. Was zu DDR Zeiten nicht geschah, war plötzlich nach der Wiedervereinigung möglich, radioaktiven Müll aus ganz Deutschland kam nun in die Anlage nach Morsleben.